Behütet die Welt entdecken

Sechs Wochen mit den Welpen vergingen rasend schnell. Ihr Äußeres veränderte sich in dieser Zeit, und auch die Unterschiede im Charakter traten hervor. Die Achtlinge sind jetzt richtige kleine Dackel, rund um die Uhr damit beschäftigt, die Welt zu erkunden.

Dackel Welpen an Geweihstange
Die Abwurfstange vom Rothirsch finden alle interessant.

„Mach Du nur einen Plan! Halt‘ Dich für’n schlauen Wicht und mach noch einen zweiten Plan – geh’n tun sie beide nicht.“ Die Brecht’sche Weisheit aus der Dreigroschenoper trifft zumindest auf unseren Plan zu, während der Welpenaufzucht in kurzen Abständen immer wieder über die Entwicklung der Achtlinge zu berichten. Die Zeit verging wie im Flug, und die im Wohnzimmer untergebrachte achtköpfige Dackelbande erfordert schon eine Menge Zuwendung. Ihre fürsorgliche, gestresste Mutter nicht minder.

Und wenn es mal nichts zu putzen, an Spielmöglichkeiten zu basteln oder an Futter vorzubereiten gibt, dann kann man Ewigkeiten damit verbringen, aus dem Sessel einfach nur dem Gewusel im Laufgitter zuzusehen oder fast schon meditierend die ruhigen Atembewegungen der zusammengekuschelt schlafenden Fellknäuel zu verfolgen. Zum Schreiben blieb da weder genug Zeit noch ausreichend Muße.

Anfang November geht es nach draußen: Amalia (l.) und Artur sind auch dieses Mal unter den ersten, die dem Unbekannten ihre Nase entgegenstrecken.

Seit gut zehn Tagen etwa ist der Rasselbande das Laufgitter zu eng. Zunächst wurde das Wohnzimmer mehrmals täglich zum Abenteuerspielplatz erklärt. Seit kurzem öffnet sich jedes Mal auch die Tür ins Freie. Weder Frost noch Nieselregen erweisen sich als abschreckend. Lediglich die Dauer ihres Freigangs auf der gegen unerlaubtes Entfernen gesicherten Terrasse kürzen einige der Welpen dann lieber etwas ab.

Alternativ necken sie drinnen Flake, der sich große Mühe gibt, ein guter Patenonkel zu sein. Es hat einige Tage gedauert, bis der zweieinhalbjährige Rüde mit dem wuseligen Rudel, das so unberechenbar um ihn herumschwirrt, umgehen konnte. Wir sind froh, dass er nun zum aufgeschlossenen Spielgefährten geworden ist. Nur den Durchgang zur Küche, wo sein Fressnapf steht, bewacht er unnachgiebig. Erfahrungen mit anderen Hunden außer der eigenen Mama können die Welpen später gut gebrauchen.

Auch August ist neugierig auf die große Welt vor der Tür.

Zwangsläufig gehört es zu den Aufgaben dieser Wochen, Kontakt zu den künftigen Besitzern der kleinen Dackel aufzunehmen. Dass sie in gute, verantwortungsvolle Hände kommen, wird sogar vertraglich vereinbart. Das gegenseitige Kennenlernen und die ausführlichen Gespräche am Welpennest sind wichtige Voraussetzungen, sich dessen sicher sein zu können. Und auch die künftigen Herrchen und Frauchen wollen natürlich möglichst genau wissen, aus welchen Verhältnissen das neue Familienmitglied kommt, mit dem sie über viele Jahre ihr Leben teilen wollen.

Wir freuen uns, dass für die meisten der Achtlinge bereits ein neues Zuhause gefunden ist. Alle Familien haben Dackel-Erfahrung und viel Platz. Einige sind jagdlich sehr aktiv, haben kleine Kinder sowie weitere Hunde und sogar Katzen. Im Moment suchen wir ein ähnlich gutes Umfeld noch für die beiden Jungs Ardo und Athos. Die beiden gehören zu den gelasseneren im Rudel, lassen beim täglichen Toben aber immer wieder besondere Entschlossenheit aufblitzen. Das lässt auf gute jagdliche Anlagen schließen, weshalb wir sie nur in Jäger/innen-Hände geben möchten.

Update vom 1.12.: Heute hat Ardo sein künftiges Herrchen kennengelernt, einen Jungjäger aus einem kleinen Dorf im schönen Vogtland. Der agile Rüde wird unter dem Namen „Schröder“ in einer hundeerfahrenen Jägerfamilie mit einer Parson-Jack-Russel-Hündin und ausgiebigen Jagdmöglichkeiten leben.

Ardo vom Wutzkehof
Athos vom Wutzkehof

Schon Ende der ersten Dezemberwoche werden uns die ersten der Achtlinge verlassen. Die Aussicht, nach so vielen Wochen intensiver Betreuung während Trächtigkeit und Aufzucht bald wieder einen normalen Tagesablauf zu haben, erscheint derzeit schon irgendwie verlockend. Aber was wird normal sein, wenn plötzlich kein achtköpfiges Wuselrudel mehr ungeduldig darauf wartet, von uns behütet auf große Entdeckungstour gelassen zu werden?

Wenn beim Durchzählen der Dachshund Alfons fehlt, empfiehlt es sich, auch mal in der Röhre hinter der Autobox nachzusehen.
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